Donnerstag, 08.08.2019
Urlaub an der Algarve mit Ausflug an die Süd-West-Spitze Portugals
von greatif
Zurück an der Südküste Portugals
Im Juni fiel sehr spontan die Entscheidung, den Sommerurlaub im Juli wieder in Portugal an der Algarve zu verbringen. Dort hat es uns im Sommer 2018 sehr gut gefallen (siehe Blog-Beitrag zum Urlaub 2018). Dementsprechend hatten wir auch wieder in derselben Ferienanlage in der Nähe von Olhos de Água, am Praia da Maria Luísa, gebucht.
Die Algarve erstreckt sich über etwa 150 km von der Grenze zu Spanien bis zur atlantischen Westküste und unterteilt sich in das westliche Barlavento („die dem Wind zugewandte Seite“) und das östliche Sotavento ("windabgewandt"). Das Barlavento besteht aus acht Verwaltungsdistrikten, von Vila do Bispo bis Albufeira. Auch das Sotavento besteht aus acht Distrikten, von Loulé bis Vila Real de Santo António. (siehe Karte) Olhos de Água befindet sich zwischen den Städten Albufeira und Vilamoura, etwa in der Mitte der Algarve, nahe der imaginären Grenze zwischen dem Barlavento und dem Sotavento. Hier verbringen zu großen Teilen Portugiesen selbst ihren Badeurlaub. Zudem sind die Strände Maria Luísa und Olhos de Água durch die dort bis ins Meer ragende Steilküste von den größeren Tourismus-Stränden, wie etwa dem Praia da Falésia, getrennt, sodass es hier auch zur Hauptsaison nicht überlaufen ist.
Süßwasserquellen unterhalb des Meeresspiegels - Wasseraugen - gaben dem ehemaligen Fischerdorf Olhos de Água übrigens seinen Namen.
Wie schon im letzten Jahr, haben wir auch diesmal wieder umfangreiches Foto-Equipment (ca. 12 kg) mitgeschleppt und letztlich kaum benutzt. Wenn überhaupt fotografiert wurde, dann zumeist mit dem Smartphone. Es war eben ein Erholungsurlaub und keine Fotoreise.
Was wir zwar regelmäßig fotografiert haben, hier aber nicht veröffentlichen werden, war das Essen. Formulieren wir den Grund hierfür vorsichtig: Offenbar werden wir mit der portugiesischen Esskultur einfach nicht warm. (Das Thema wäre einen eigenen Blog-Beitrag wert...)
Jahreszeit und Wetter
Für Badeurlaub am Strand und am Pool sind die Monate Juli und August sicherlich die optimale Wahl. Die Durchschnittstemperatur liegt bei fast 25° C, die Höchsttemperaturen bei knapp unter 30° C und die Wassertemperatur bei immerhin um die 20° C, was für den Atlantik ordentlich ist. Der Himmel ist zumeist strahlend blau und an den Stränden weht ein angenehmer Wind.
Im Unterscheid zum letzten Jahr, als die Lufttemperaturen zumeist deutlich über 30° C lagen, waren es diesmal - auch während der Hitzewelle in Deutschland mit über 41° C - in etwa angenehme 27 - 29° C. Wie auch im letzten Jahr war der Himmel fast durchweg wolkenlos, nur an einem Vormittag war es bewölkt mit leichtem Nieselregen.
Hieraus folgt natürlich wiederum, dass Fotografen zu dieser Jahreszeit kaum die Möglichkeit haben, um ansehnliche "Wolkenzieher" zu fotografieren. Allerdings verfärbt sich der Himmel beim Sonnenauf- und untergang zumeist ansehnlich, sodass sich hierdurch interessante Motive bieten. Auch bietet der klare Nachthimmel gelegentlich die Möglichkeit, insbesondere aus unbeleuchteten Buchten heraus, die Milchstraße über dem Atlantik zu fotografieren. Aber Vorsicht im Dunklen: An der portugiesischen Küste ist nicht alles so "verkehrssicher", wie man dies hierzulande gewohnt ist. Insoweit sollte man bei solchen Vorhaben deshalb besonders auf die Eigensicherung achten.
Ausrüstung
Seine Ausrüstung sollte man in Küstengebieten besonders pfleglich behandeln und nach jedem Einsatz gründlich reinigen, denn Salzwasser, Sand und Meeresluft setzen Kamera, Stativ und Filterplatten erheblich zu. Wir hatten beispielsweise ein Rollei Stativ Compact Traveler Mini M-1 im Einsatz, dessen Stativ-Beine sich nach dem Urlaub nur noch sehr schwergängig bedienen ließen. Man sollte sich deshalb auch im Vorfeld für ein geeignetes Objektiv entscheiden und einen Wechsel in Küsten- bzw. Strandnähe möglichst vermeiden.
Sicherheit
Wer auf der Steilküste herumklettert, um Meer und Landschaft von oben zu fotografieren, sollte auf Eigensicherung bedacht sein: Insbesondere sollte man festes Schuhwerk tragen und sich nicht bis aufs Allerletzte an die Küstenkante heranwagen. Getreu dem Motto "Herunter kommt man immer - irgendwie..." drohen sonst böse Überraschungen.
Die Algarve erkunden
Obwohl wir in diesem Jahr andere, uns noch unbekannte Orte der Algarve erkunden wollten, haben wir einen Tagesausflug aus dem letzten Jahr wiederholt: Die Fahrt nach Tavira - unserer Ansicht nach vielleicht die schönste Stadt der Algarve. Das Hafenstädtchen mit rund 12.500 Einwohnern, geteilt vom Rio Gilão, war einst die Metropole des Königreichs Algarve. Die dreißig Kirchen und eindrucksvollen Patrizierhäuser zeugen vom einstigen Wohlstand der ehemaligen Handelsstadt. Von der Burganlage und der römisch-maurischen Stadtmauer sind nur noch Fragmente erhalten. Über den Rio Gilão führt die siebenbogige Ponte Romana aus dem 17. Jahrhundert. Aber nicht nur kulturell ist Tavira interessant. Vorgelagert vor der Stadt befindet sich die Düne Ilha de Tavira, ein rund 10 km langer Sandstrand, der über eine Fähre erreicht werden kann. Einen Ausflug nach Tavira sollte man im Falle eines Urlaubs an der Algarve jedenfalls einplanen.
Aber auch zu Fuß kann man die Algarve etwas erkunden. Einen Nachmittag haben wir darauf verwendet, um von Olhos de Água aus, entlang am benachbarten, etwa 6 km langen Praia da Falésia und der dort ca. 30 Meter hohen Steilküste, bis nach Vilamoura zu spazieren. Die Gesamtlaufstrecke betrug etwa 16 km. Vilamoura ist eine ansehnliche, moderne Touristen-Stadt mit beeindruckenden Hafenanlagen, die ab den 1970er Jahren entstand. Ab hier beginnt die sog. Sandalgarve (Sotavento). Ein kleiner Ausflug hierher lohnt sich, insbesondere auch abends zum Fotografieren, wenn hier alles beleuchtet ist.
Tagesausflug an die Süd-West-Spitze Portugals
Während es uns letztes Jahr als größeren Tagesausflug in die Hauptstadt Lissabon zog, waren wir diesmal am südwestlichsten Punkt Europas, dem Cap von Sao Vicente (Cabo de São Vicente). Atemberaubend, wie hier die heranrauschenden Wellen gegen die bis zu 80 Meter hohe Steilküste prallen. Das Cap ist das meistbesuchte Ausflugsziel der gesamten Algarve. Ein ca. 150 Jahre alter, 24 Meter hoher Leuchtturm ragt hier weithin sichtbar empor. Sein Leuchtfeuer, das durch seine 3.000-Watt-Lampen noch in einer Entfernung von bis zu 90 km wahrgenommen werden kann, ist das Stärkste am gesamten Atlantik.
Der Weg von hier aus in die nahegelegene Stadt Sagres führt vorbei am von der Steilküste eingerahmten Praia do Beliche, der insbesondere bei Surfern sehr beliebt ist. Sagres wird vor allem mit Prinz Heinrich dem Seefahrer in Verbindung gebracht, der hier gewirkt haben soll. Zur Küste hin vorgelagert befindet sich die aus dem 17. Jahrhundert stammende Festungsanlage Fortaleza de Sagres, welche die Ponta de Sagres - ein rund 300 Meter breites und 1 km langes Felsplateau - abriegelt. Dort befindet sich eine architektonisch bemerkenswert modern gehaltene Museumsanlage, die erst 1928 wiederentdeckte, 43 Meter durchmessende Rosa dos ventos (Windrose) sowie eine kleine Kapelle, die der Überrest der legendären "Akademie für Navigation" sein soll.
Von Sagres aus führte unser Weg weiter in die Hafenstadt Lagos, die auch als "Perle der Algarve" bekannt ist. Lagos hat etwa 30.000 Einwohner. Prinz Heinrich der Seefahrer wählte die Stadt als Standort der ersten Karavell-Segelschiffe. Von hier aus starteten zahlreiche Entdeckungsfahrten der Portugiesen. In Erinnerung hieran kann man im Hafengebiet die Replica Caravela Boa Esperanca (Nachbau einer Karavelle aus dem 16. Jahrhundert) bewundern. Obgleich Lagos mit seinen vorgelagerten, kilometerlangen Stränden für das Tourismusgeschäft prädestiniert erscheint und strukturell auch hierauf ausgelegt ist, hat man es geschafft, den besonderen Charme dieser Stadt zu bewahren. In den engen Gassen der Altstadt, reihen sich Restaurants, Läden und Cafés aneinander, die zum Verweilen einladen. Wer hier etwas Zeit verbringt und das Treiben um sich herum auf sich wirken lässt, der wird feststellen, dass Lagos ein Meltingpot der unterschiedlichsten Menschen ist. Die Stadt ist jedenfalls einen Ausflug wert.
Von Lagos aus ging es weiter nach Portimão - und so schön, wie wir Lagos empfunden haben, so wenig hat uns Portimão gefallen. Wenn es in unserem MARCO POLO Reiseführer hierzu heißt: "...breitete sich die 45.000-Ew.-Stadt in den 1990er-Jahren ungestüm aus. Trotz der vielen gesichtslosen Neubauten hat sie eine ureigene, etwas herbe Atmosphäre beibehalten.", dann klingt das noch sehr wohlwollend formuliert. In großen Teilen der Stadt reiht sich schlichtweg ein steriles Touristen-Hochhaus an das Nächste und die alte Stadt-Struktur verfällt zur großen Teilen einfach. Auch das Hafengebiet wirkt relativ schmucklos. Als einzigen Hingucker empfanden wir die katholische Igreja de Nossa Senhora da Conceição. Dementsprechend schnell haben wir Portimão wieder verlassen.
Als letztes Ziel des Tagesausfluges steuerten wir dann das kleine Dorf Benagil mit seiner weltberühmten Strandhöhle, die nur über den Wasserweg zugänglich ist, an. Vom Praia de Benagil muss man, schwimmend oder mit einem Boot, an der Steilküste eine Strecke von etwa 100 Metern zurücklegen, um in die Höhle zu gelangen. Dabei gilt es die Gezeiten zu beachten, denn der Höhlenstrand ist nur bei Ebbe nutzbar. Mit etwas Glück ist die Höhle bei einem Besuch früh morgens oder am Abend (zumindest fast) menschenleer. Wer an der Algarve Urlaub macht, dem sei der Höhlenausflug jedenfalls ausdrücklich empfohlen.
Gastronomie
Doch noch ein Wort zur Gastronomie an der Algarve, auch wenn wir ausdrücklich keine Empfehlung aussprechen wollen bzw. können: Malerisch schön kann man im Restaurante La Cigale in Olhos de Água direkt am Meer, oberhalb des Badestrandes, sitzen. Der Service ist professionell, höflich und zügig. Fische und andere Meerestiere sind jedenfalls frisch, denn diese werden dem Gast vor der Zubereitung gezeigt. Ist ein Gericht ausverkauft, wird dies dem Gast offen gesagt, ohne dass auf stille - tiefgekühlte - Reserven in der Küche zurückgegriffen wird. Die verarbeiteten Tiere müssen hier beim Zubereiten immerhin kein zweites Mal sterben. Dennoch sind die Preise für die Art der Zubereitung - auch nach hiesigen Maßstäben - keinesfalls günstig. Den exklusiven Meerblick bezahlt man sicherlich mit. Was allerdings überhaupt nicht zum Konzept gehobener Gastronomie passt, ist das Dessert-Angebot: Hierfür wird dem Gast eine separate Karte mit ausschließlich fertigen (Tiefkühl-)produkten gereicht. Genauso gut kann man sich dann wesentlich günstiger im nächsten Supermarkt an der Eistruhe bedienen. Jeder Koch wird zustimmen, dass die Bewertung des Essen sich mit dem Dessert entscheidet...
Fazit
Die Algarve in all ihren verschiedenen Facetten ist ein fantastischer Ort, um den Sommerurlaub zu verbringen, egal ob Badeurlaub mit "Sonnengarantie" an goldenen Sandstränden und türkis-/azurblauem Meer oder eher Erlebnisurlaub in dem schmucken Küstenstädtchen oder im Hinterland. Wer seinen Urlaub fotografisch festhalten möchte oder sogar (auch) gerade zum Fotografieren an die Algarve reist, dem wird es nicht an sehenswerten Motiven mangeln. Jedem Fotografen sei hier jedoch der besonders pflegliche Umgang mit seiner Ausrüstung sowie die Beachtung der Eigensicherung ans Herz gelegt. Einziger Wermutstropfen bleibt aus unserer Sicht die Gastronomie. Hier hat sich leider unser Eindruck des Vorjahres bestätigt.