Dienstag, 22.08.2017
Die Haida 100er Filter-Serie mit Filterhalter, Polfilter, ND-Filter und Verlaufsfilter im praktischen Einsatz - Skyline Frankfurt
von greatif
Im Bereich der Landschafts- und Architektur-Fotografie ist der Einsatz von Filter-Systemen für optimale Bildergebnisse praktisch unerlässlich.
I. Grundlagen
Verwendet werden in diesen Fotografiebereichen insb. sog. Polarisationsfilter (kurz: Polfilter), Neutraldichte-Filter (ND-Filter) und sog. Verlaufsfilter.
Mittels eines Polfilters lassen sich kurz gesagt Oberflächen in einem gewissen Umfang entspiegeln, Kontraste anheben und ggf. blauer Himmel verstärken. ND-Filter dienen dazu, die Verschlusszeit der Kamera um einen bestimmten Faktor zu verlängern. Dadurch lassen sich Wasseroberflächen glätten oder - soweit vorhanden - die Wolkenbewegung nachzeichnen. (Gerade im Bereich von Wasseroberflächen lassen sich durch die Kombination von Pol- und ND-Filter interessante Effekte erzielen.) Verlaufsfilter dienen dazu, den beschränkten Dynamikumfang der Kamera, "egal wie teuer", auszugleichen: Der obere, hellere Bereich eines Motivs - zumeist der Himmel - wird abgedunkelt, um ein "Ausbrennen" zu vermeiden, während nach dem dunkleren unteren Bereich des Motivs - dem Vordergrund - belichtet wird.
Insbesondere bei den ND-Filtern gibt es dann die Varianten der sog. Schraubfilter, die direkt auf das Objektiv geschraubt werden und die sog. Steckfilter, die über ein Stecksystem aufgebracht werden.
Wir bevorzugen die Variante der Steckfilter, denn bei starken ND-Filtern kann aufgrund der Abdunkelung häufig nicht mehr durch den Filter fokussiert werden, sodass vor dessen Anbringung manuell vorfokussiert werden muss. Durch das Aufschrauben eines Filters kann sich dann minimal der Fokuspunkt ändern, was zu Lasten der Schärfe geht. Bei den Stecksystem ist dies bei achtsamer Anwendung nahezu ausgeschlossen. Hier sollte aber jeder seine eigenen Erfahrungen machen...
Derartige Steckfilter-Systeme gibt es von zahlreichen Anbietern. Die Größe der Filterhalter ist i.d.R. genormt, sodass sich Steckfilter unterschiedlicher Hersteller kombinieren lassen.
Bei der Qualität der Filter an sich gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. So verursachen manche Fabrikate (entweder rötliche oder bläuliche) Farbstiche, die dann in der Nachbearbeitung - soweit möglich - korrigiert werden müssen. Zudem entstehen durch manche Filter-Modelle Randunschärfen.
II. Das Filter-System unserer Wahl
Wir sind nach umfangreichen Tests verschiedener Anbieter bei Haida gelandet, deren Filter einerseits durch eine extreme Farbneutralität beeindrucken und andererseits nicht zu wahrnehmbaren Unschärfen führen. Konkret arbeiten wir aktuell mit der Haida 100er Filter-Serie, d.h. die Filterplatten haben einen Durchmesser von 100mm. Neben der Qualität der Filterplatten hat uns jedoch auch das Halterungssystem nebst Möglichkeit zur Verwendung eines Polfilters überzeugt:
Zunächst wird ein Adapter-Ring vorne in das Gewinde des jeweiligen Objektivs eingeschraubt. Hier wird dann der aus Metall gefertigte Filter-Halter (Modell HD 2500) mittels einer sog. Springfeder aufgesetzt. In den Filter-Halter kann dann bei Bedarf zunächst der extra schlanke Haida Pro II MC Polfilter eingeschraubt werden. Dieser hat eine Stärke von nur 2,7mm und ermöglicht dadurch vignettierungsfreie Aufnahmen auch im Weitwinkelbereich. Obwohl der Polfilter so schlank ist, lässt er sich in der Praxis nach unserem Empfinden leicht anbringen und einstellen. Vor dem Polfilter werden dann die Filterplatten in die Filtereinschübe (diese sind aus Kunststoff, damit die Filterplatten nicht verkratzen) eingebracht. Standardmäßig sind zwei Filtereinschübe montiert, es liegt jedoch Zubehör bei, um den Filterhalter auf drei Einschubmöglichkeiten zu erweitern. Daneben gibt es auch Hatler-Systeme, bei denen der Polfilter vor den Filtereinschüben montiert wird. Das Für und Wider der jeweiligen Systeme wurde bereits häufig diskutiert. Wir empfinden es jedoch als besser, wenn der Polfilter hinter den Filterplatten sitzt. Dies ist jedoch letztlich Geschmackssache. Für die Aufbewahrung bzw. den Transport der Filterplatten bietet Haida eine gepolsterte Filter-Tasche mit Platz für sechs Filter an. Die Filterplatten werden jedoch in gepolsterten Metall-Boxen geliefert, die nach unserem Empfinden einen robusteren Eindruck machen. Aber auch dies ist letztlich eine Frage der persönlichen Präferenzen. Wem jedoch schonmal eine über € 100,- teure Filterplatte gebrochen ist, der nimmt evtl. das Mehrgewicht und den erhöhten Platzbedarf der Metall-Boxen in Kauf.
III. Theorie und Praxis
Bei den ND-Filtern sind die Verlängerungsfaktoren der Belichtungszeiten angegeben, etwa mit 8x, 64x, 1.000x oder mittlerweile sogar 32.000x. Diese theoretischen Werte sind jedoch nie genau und variieren bei jedem Hersteller von Charge zu Charge. Es empfiehlt sich daher, bevor man loslegt, unter kontrollierten Lichtbedingungen zunächst auszumessen, wie groß der Verlängerungsfaktor des eigenen Filters tatsächlich ist, um später Unter- und Überbelichtungen vermeiden zu können. Eine anschauliche Anleitung dazu, wie das funktioniert, gibt es hier.
In der Praxis ist jedoch nun häufig so, dass sich die Lichtverhältnisse - insb. bei ziehenden Wolken oder bei Sonnenaufgang bzw. nach einsetzender Dämmerung - permanent ändern, sodass sich die verlängerte Belichtungszeit bei Verwendung eines Filters nicht wirklich berechnen lässt, sondern vielmehr geschätzt werden muss. Damit stellt sich die Frage: Wieso dann noch den genaueren Verlängerungsfaktor ausmessen, ist das dann nicht ohne hin obsolet? Ganz klar: Nein.
Es gibt nämlich auch Einsatzszenarien, in denen die Lichtbedingungen gleichbleibend sind, etwa beim Fotografieren am Meer bei blauem Himmel oder von Wasserfällen im „dunklen“ Wald. Hier ist es dann hilfreich, wenn man den genauen Verlängerungsfaktor seines Filters kennt, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Wenn jedoch Wolkenzieher, ggf. noch bei Sonnenaufgang oder in der Dämmerung eingefangen werden, können schon kleine Änderungen der Lichtverhältnisse die Belichtungszeit erheblich beeinflussen:
Hat man eben noch mit 20 Sek. relativ genau ausbelichtet, kann die nächste Aufnahme mit 30 Sek. bereits durch eine kleine Wolke deutlich unterbelichtet sein.
Hier hilft nach unserer praktischen Erfahrung nur eines: Üben und ein gutes Gefühl für die eigenen Filter entwickeln - und Glück haben, dass sich die Lichtbedingungen während einer Aufnahme nicht allzu stark ändern.
Ein paar Testreihen haben wir zur Veranschaulichung in der nachstehenden Galerie zusammengestellt.
Unser Setup:
- Canon 80D
- Canon EF-S 18-135mm IS STM
- Haida Fitlerhalter 100er Serie
- Haida Adapterring 67mm
- Haida Polarisationsfilter Pro II MC (extra schlank)
- Haida ND 3.0 (1.000x) Graufilter, 100er Serie (100mm x 100mm)
- Haida Soft GND 0,9 (16x) Verlaufsfilter, (100mm x 150mm)
- RolleiCompact Traveler Mini M-1 Stativ
Die Blende wurde bei ISO 100 stets so gewählt, dass nach dem Histogramm die optimale Belichtungszeit ohne ND-Filter 1/100 Sek. war.
Dementsprechend wäre theoretisch bei einem Verlängerungsfaktor von 1.000 die optimale Belichtungszeit 10 Sek. gewesen.
Wir haben zum Vergleich Belichtungsreihen mit 10 Sek., 20 Sek. und 30 Sek. gemacht.